Ingeborg Ruthe zur Ausstellung mit Arbeiten von Michael Lauterjung und Robert Metzkes
21 Jan 2022
Eine unterhaltsame Zwiesprache von Bildhauerei und Malerei in der Galerie Helle Coppi.
Evas Lächeln und ein verführerischer Salatkopf
Nichts von Trübsal, kein Pandemie-Blues. Die Ausstellung der
Mitte-Galerie Helle Coppi will das geimpfte oder getestete Publikum ein
bisschen schmunzeln lassen hinter der Maske. Der Berliner Bildhauer
Robert Metzkes hat für seine Schau „Bohei“ Maskeraden-Gruppen
aufgestellt, geformt nach Zeichnungen seiner Mutter, der Künstlerin
Elrid Metzkes. Die Gemengelage aller menschlichen Stimmungen und
Gefühle, Lachen und Weinen sind in den farbigen Ton gebrannt. Und er hat
seine Terrakotta-Mädchen und -Frauen in den Raum gestellt, bemalt wie
einst die antiken Skulpturen, lebensgroß oder als Büsten auf Sockeln.
Sie sind schön und selbstbewusst. Auf den ersten Blick wirken sie ernst,
auf den zweiten lächeln sie, zumindest ganz leicht.
Es ist unübersehbar. Der Künstler verehrt das Eva-Geschlecht. Vielleicht
nur flüchtig beobachtet. Wie das „Mädchen mit Wollmütze“. Für den
Bildhauer sind es Erinnerungen ans Geschaute. „Ich folge den Bögen der
Augenbrauen, der Muschelform des Ohres, dem Zeltdach der Nase und
wundere mich gelegentlich, dass diese Spur mich von meinem Erlebnis auch
entfernt. Die Anatomie der Details ist nur ein kleiner Aspekt dieses
Erlebnisses. Die physische Konstruktion ist ein bewegliches Vehikel,
auch ohne den Einsatz von Mimik verändern sich die Flächen eines
Gesichts. Freude und Kummer finden auf den Wangen ihren Widerhall. Ein
Lächeln verkürzt die Oberlippe, ein Lachen senkt vielleicht sogar die
Nasenspitze.“ Robert Metzkes modelliert diese „Wesen“ aus ein bis zwei
Zentimeter dicken Tonplatten: Biegen, Wölben, Drücken, Zusammensetzen.
Aus der Erinnerung und mit dem „plastischen Sehen“, das den
Natureindruck abstrahiert.
Auch der Maler Michael Lauterjung zaubert uns ein Lächeln unter den
Mund-Nasenschutz. Und kitzelt den Appetit angesichts seiner von feinen
Horizontalstreifen überzogenen Bildgründen. Auf denen schweben pralle
Früchte – „Kleine Freuden“, wie er die Motive nennt, die man gerne
vernaschen würde. Die Kirschen und Birnen wären nicht schlecht. Bei der
Chili-Schote wäre ich vorsichtig. Aber der über die Bildfläche gleitende
Radicchio-Kopf ist ein knackiges Salat-Versprechen. Lauterjung spielt
mit dem Stillleben-Genre, führt jedoch nicht klassische Vergänglichkeit
vor, keine melancholische „nature morte“. Ihm gelingt die täuschende
Verführung. Illusionismus paart er so raffiniert wie witzig mit
Informellem.